Ich bekomme immer wieder Anfragen wie „Für meinen Text brauche ich ein Lektorat“ – und bei genauerer Durchsicht des Textes stellt sich heraus, dass eine Korrektur von Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung vollauf reichen würde. Umgekehrte Fälle gibt es natürlich auch: dass interessierte Kundinnen oder Kunden ein Korrektorat anfragen, ihre Texte aber ein Lektorat brauchen.
Ein guter Grund, um auf Unterschiede zwischen Korrektorat und Lektorat einzugehen. Und um Ihnen Tipps zu geben: damit Sie selbst einschätzen können, ob Sie ein Korrektorat oder ein Lektorat brauchen.
Darum geht’s beim Korrektorat
Wenn Sie ein Korrektorat in Auftrag geben, geht’s um bestmögliche Fehlerfreiheit: um die Optimierung von Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung. Anders als beim Lektorat spielen Verbesserungen von Ausdruck und Sprachstil, von Inhalt oder Argumentation keine Rolle.
Dennoch reicht ein Korrektorat über reine Berichtigungen von Buchstabendrehern, Kommafehlern oder falsch flektierten Substantiven hinaus. Zu einem Korrektorat gehören
- im Falle eines Werbekorrektorats die Kriterien Ihrer Corporate Language: alle Schreibweisen, die in Ihrem Unternehmen gelten und/oder die Ihnen wichtig sind,
- einheitliche Schreibungen: an allen Stellen im Text „Orthografie“ statt der gleichfalls korrekten Alternative „Orthographie“, „zum Beispiel“ statt „z. B.“ (oder umgekehrt) oder „Freud’scher Versprecher“ statt „freudscher Versprecher“ (und umgekehrt),
- eine einheitliche Typografie: Schriftarten, Schriftgrößen, Blocksatz oder linksbündige Textausrichtung, Überschriften, mögliche Einzüge, deutsche Anführungszeichen („“) oder französische Guillemets (»«),
- korrekte Orthotypografie: typografisch richtige Anführungszeichen und Apostrophe, einheitliche Klammern (rund, eckig, spitz oder geschweift) oder korrekte Längen von Bindestrichen und Gedankenstrichen,
- korrekte oder vorteilhafte Silbentrennungen: „Haustür-schlüssel“ statt „Haustürsch-lüssel“, „umsatzsteuer-pflichtig“ statt „umsatzsteu-erpflichtig“,
- die Korrektur doppelter Leerzeichen oder das Ergänzen geschützter Leerzeichen: um Zeilenumbrüche zwischen „99 €“, „15 kg“ oder „i. d. R.“ zu vermeiden,
- der Abgleich von Inhaltsverzeichnis und Text: ob alle Überschriften identisch sind und ob alle Seitenzahlen stimmen.
Mehr als ein Korrektorat – aber weniger als ein klassisches Lektorat
Ich persönlich biete eine Zwischenlösung zwischen Korrektorat und Lektorat an: mein erweitertes Werbekorrektorat. Neben allen Fragen des Korrektorats geht’s dabei um leichte Anpassungen von Sprache und Stil: zum Beispiel um Umformulierungen von
- zu langen und zu komplexen Sätzen,
- unvorteilhaften Wiederholungen oder
- Floskeln.
Ehe Sie ein Angebot erhalten, schaue ich mir Ihren Text an: Daher kann ich Ihnen ein klassisches Korrektorat, ein erweitertes Korrektorat oder ein „richtiges“ Lektorat empfehlen.
Darum geht’s beim Lektorat
In der Regel gehört zum Lektorat auch ein Korrektorat – und darüber hinaus eine Überprüfung
- des Textaufbaus („roter Faden“): Ist die Struktur nachvollziehbar, ist der Inhalt verständlich und sind die Argumente logisch angeordnet?
- inhaltlicher Fakten (auf Wunsch): Sind Angaben wie „Der Versailler Vertrag trat am 10.1.
19211920 in Kraft“ korrekt? - der Leseransprache und der optimalen Lesbarkeit: Passen Text, Ausdruck und Stil zu den späteren Leserinnen und Lesern?
- des Satzbaus: Tauchen Bandwurmsätze und komplizierte Schachtelsätze mit zu vielen Kommas auf?
- der Wortwahl: Gibt’s ungelenke Formulierungen, unschöne Wiederholungen, unnötige Füllwörter oder leere Phrasen?
- aller Dinge, die Ihnen wichtig sind: Besprechen Sie das im Vorfeld mit Ihrer Lektorin oder Ihrem Lektor.
Welche Leistungen ein Lektorat im Detail enthält, hängt von der Art des Textes ab. Viele Lektorinnen und Lektoren haben sich auf einen oder mehrere Fachbereiche spezialisiert: auf
- Belletristik,
- Fachbücher,
- fremdsprachliche Texte (Fremdsprachenlektorat),
- Kinder- und Jugendbücher,
- Leichte oder Einfache Sprache,
- Lyrik,
- Sachbücher und Ratgeber,
- Sensitivity Reading,
- Übersetzungen (Übersetzungslektorat),
- Unternehmenstexte (Werbelektorat) und/oder
- wissenschaftliche Texte (Wissenschaftslektorat).
Beim Lektorat von Romanen geht’s unter anderem um die (Weiter-)Entwicklung des Spannungsbogens und einzelner Figuren. Texte in leichter Sprache sollen klar und verständlich klingen – und ohne Fremdwörter oder Fachbegriffe auskommen. Im Werbelektorat geht’s um Unternehmenskommunikation: um optimale Aussagekraft und zielgruppengerechte Botschaften. Und bei akademischen Texten sind Eingriffe in die Argumentation und Ergänzungen möglicher Quellenbelege tabu: alles, was in die spätere Bewertung von Bachelorarbeiten, Masterarbeiten oder Dissertationen einfließt.
Korrektorat oder Lektorat: Was passt zu Ihrem Text?
Korrektorinnen und Lektoren werden immer eine Textprobe anfordern und erst danach ein Preisangebot erstellen. Und sie werden darauf hinweisen, ob ein Korrektorat ausreicht oder ob sich ein Lektorat empfiehlt. Wenn Sie unsicher sind, dann verlassen Sie sich auf ihren Rat.
Allerdings können Sie auch selbst einschätzen, ob Sie ein Korrektorat oder ein Lektorat brauchen. Diese Kriterien helfen Ihnen:
Korrektorat
Ein Korrektorat passt, wenn
- Ihnen fehlerfreie Texte vollauf reichen.
- Sprache, Stil und Inhalt nicht verändert werden sollen: vielleicht, weil es sich um Advertorials (redaktionelle Werbeanzeigen) handelt und der Wortlaut Ihres Textes mit dem Auftraggeber Ihres Advertorials abgesprochen ist.
- Sie auf stilistische Anpassungen des Textes verzichten: weil Sie ein Kommunikationsteam haben und intern auf Textprofis zurückgreifen können. Oder weil Ihr Redaktionsleiter Formulierungen und alle weiteren Leitlinien bereits optimiert hat.
- Sie ein begrenztes Budget haben: Ein Korrektorat ist einfach billiger als ein Lektorat.
Lektorat
Ein Lektorat empfiehlt sich, wenn Sie
- das Beste aus Ihrem Text herausholen wollen – und wenn Sie wissen, dass Sie zu vielen Substantivierungen, zu unkonkreten Formulierungen oder zu Bandwurmsätzen neigen.
- auf präzise und überzeugende Texte setzen: um Ihre Zielgruppen optimal anzusprechen, plausibel zu argumentieren und Ihre Leser zu begeistern.
- Ihre Texte mit KI erstellen: KI-generierte Texte brauchen Überarbeitungen, weil inhaltliche Fehler, unpassende Formulierungen oder Floskeln auftauchen können – durch Sie selbst oder einen Profi.
- unsicher sind, wie Ihr Text wirkt – und wenn Sie sich eine Beratung und optimale Verbesserungen wünschen.
Korrektorate oder Lektorate in Word, Google Drive oder PDFs?
Wichtig außerdem: Brauchen Sie ein Korrektorat oder ein Lektorat in einer Word-Datei oder in Google Drive? Oder doch lieber in einem PDF?
Korrektorate oder Lektorate in Word und Google Drive
empfehlen sich, wenn Sie
- Kosten sparen wollen: weil eine Überarbeitung Ihrer Texte weniger aufwendig ist als Korrektorate oder Lektorate als in PDFs.
- nach einer Durchsicht in Word oder Google Drive eine zusätzliche „Überprüfung light“ der abschließenden PDF-Datei in Auftrag geben: Ihre Korrektorin oder Ihr Lektor wird die Silbentrennungen prüfen (erfahrungsgemäß tauchen hier immer wieder Fehler auf) oder einen abschließenden Layout-Check vornehmen.
- Ihre Texte nicht mehr verändern – und durch mögliche Kürzungen oder nachträgliche Umformulierungen keine neuen Fehler mehr auftauchen können.
Korrektorate oder Lektorate in einem PDF
sind vorteilhaft, weil
- Korrektoren oder Lektorinnen die finale Textfassung samt Grafiken, Bildunterschriften und Kopf- oder Fußzeilen überprüfen.
- Silbentrennungen und Layout-Fehler sofort angepasst werden können.
- je nach Formatierung Ihres Manuskripts Spielräume in der Zeichensetzung möglich sind: Stichpunkte nach Überschriften oder freistehenden Zeilen brauchen mitunter weder Kommas noch Satzpunkte. Und Antworten in möglichen Interviews kommen vielleicht ohne Anführungszeichen aus.
Allerdings sind Korrektorate oder Lektorate in PDFs kostspieliger: weil Fehler und sprachliche Tipps Kommentare erfordern. Das ist aufwendiger als Änderungen direkt im Text.
Last, but not least …
Anhand dieser Unterschiede und Kriterien können Sie wahrscheinlich selbst entscheiden, ob Sie ein Korrektorat oder ein Lektorat brauchen – und ob eine Überarbeitung in Word, Google Drive oder in einem PDF nötig ist. Und falls nicht, hilft Ihnen Ihre Korrektorin oder Ihr Lektor gern weiter.