Wie werden Abkürzungen korrekt geschrieben – mit Punkt(en) oder ohne, mit geschützten oder halben Leerzeichen, in Großbuchstaben oder nicht? Wie sieht es mit kleinzuschreibenden Abkürzungen am Satzanfang aus? Und wie deklinieren Sie Abkürzungen richtig? Fragen über Fragen zur Rechtschreibung: Ich gehe diesen Fragen auf den Grund, damit Sie Abkürzungen richtig handhaben können.
Punkte oder keine Punkte
Abkürzungspunkte
Viele Abkürzungen erhalten in Sachen Rechtschreibung einen oder mehrere Punkte: je nachdem, ob es um ein einzelnes abgekürztes Wort oder um mehrere Wörter geht. In der Regel sind das Abkürzungen, die Sie beim Lesen automatisch in die ausgeschriebenen (oder gesprochenen) Worte übersetzen:
- „Nr.“, „Mio.“, „ggf.“, „evt.“,
- „z. B.“, „i. d. R“, „i. A.“.
Ausnahmen bilden die Abkürzungen für „und so weiter“, „und so fort“ und „et cetera“. Diese Kürzel werden als Buchstabenfolge mit nur einem Punkt geschrieben:
- „usw.“,
- „usf.“,
- „etc.“.
Keine Abkürzungspunkte
Einige Kürzel erhalten keine Punkte: immer dann, wenn
- sie sich im allgemeinen Sprachgebrauch etabliert haben: „AG“ und „GmbH“, „ARD“ und „ZDF“, „IBAN“, „TÜV“ oder „Lkw“,
- Sie buchstäblich gesprochene Initialwörter verwenden: „GG“ oder „BGB“,
- Sie Maßeinheiten abkürzen: „kg“, „km“, „kWh“, „dB“,
- es sich um Währungen handelt: „EUR“, „USD“, „CHF“,
- es um Ländernamen, Elemente und Himmelsrichtungen geht: „USA“, „EU“, „Ca“, „Na“, „NO“, „SSW“,
- fachsprachlich abgekürzt wird: „RücklVO“ oder „LArbA“.
Initialwort: zusammengesetzt aus den Initialen mehrerer Wörter oder Wortbestandteile, die Anfangsbuchstaben werden einzeln gesprochen („Pkw“, „GmbH“, „FBI“).
Akronym: aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter gebildet, die Anfangsbuchstaben werden als eigenständige Wörter gesprochen („NASA“, „PIN“, „TÜV“). Auch aus Anfangssilben gebildete Kurzwörter werden als Akronyme bezeichnet („Kita“, „Schiri“).
Apronym: Sonderform des Akronyms – die verwendeten Anfangsbuchstaben ergeben ein bekanntes Wort aus unserem Wortschatz („ELSTER“).
Kurzwort: verkürzte Version eines oder mehrerer Wörter („Azubis“ für „Auszubildende“, „Auto“ statt „Automobil“, „Kilo“ statt „Kilogramm“, „Kripo“ statt „Kriminalpolizei“).
Doppelformen: Mit oder ohne Punkt
In einigen Fällen können Sie mit Punkten (und Leerzeichen) abkürzen – oder mit einer fortlaufenden Buchstabenfolge: bei
- „MdB“ und „M. d. B.“ – oder „MdL“ und „M d. L.“,
- „FAZ“ und „F. A. Z.“,
- „Co“ und „Co.“.
Im Zweifelsfall hilft nur ein Blick in den Duden.
Sonderregelungen
Falls Sie Abkürzungen mit Punkten verwenden, gibt es bei Rechtschreibung und Zeichensetzungen einige Besonderheiten:
- Beenden Sie Ihren Satz mit einer Abkürzung, ist der Abkürzungspunkt gleichzeitig Ihr Satzpunkt: Sie dürfen keinesfalls doppelte Punkte setzen: „Angela Merkel ist Bundeskanzlerin a. D.“.
- Falls Sie eine Abkürzung ohne Punkt verwenden, müssen Sie allerdings einen Satzpunkt ergänzen: „Diese Bestimmungen finden Sie in Art. 23 GG.“.
- Fügen Sie am Satzende Anführungszeichen nach Ihrer Abkürzung ein, ist der Schlusspunkt ebenfalls obligatorisch: „Angela Merkel wird bezeichnet als ‚Bundeskanzlerin a. D.‘.“.
- Ähnliches gilt für Frage- oder Ausrufezeichen: „Ist Angela Merkel Bundeskanzlerin a. D.?“.
- Und ergänzen Sie nach Abkürzungen Auslassungspunkten, bleibt der Abkürzungspunkt bestehen: „Angela Merkel, Bundeskanzlerin a. D. …“.
Leerzeichen
Geschützte Leerzeichen
Bestehen Abkürzungen aus mehreren Buchstaben und mehreren Punkten, brauchen Sie für korrekte Rechtschreibung Leerzeichen:
- „u. a.“,
- „d. h.“ oder
- „i. d. R.“.
Fügen Sie in solchen Fällen unbedingt geschützte Leerzeichen ein. So beugen Sie Zeilenumbrüchen zwischen „u. a.“ oder „i. d. R.“ vor: Das stört den Lesefluss. In Word erstellen Sie geschützte Leerzeichen mit der Tastenkombination
- Strg + Shift + Leertaste.
Wenn Sie das Zeichen für Absatzmarken (¶) aktivieren, werden Ihnen sämtliche geschützte Leerzeichen in Form eines kleinen Kreises angezeigt.
Halbe Leerzeichen
Vielleicht kommt Ihnen ein volles Leerzeichen zwischen „z. B.“ oder „a. D.“ aber auch unpassend vor. Dann setzen Sie gerne schmale (meist halbe) Leerzeichen. So vermeiden Sie größere, unschöne Lücken:
- Fügen Sie zunächst ein geschütztes Leerzeichen ein.
- Markieren Sie Ihr Leerzeichen, klicken Sie es mit der rechten Maustaste an und wählen Sie den Punkt „Schriftart“ aus.
- Alternativ können Sie das Leerzeichen markieren und „Strg + d“ eingeben.
- Oder Sie klicken in der Registerkarte „Start“ unter „Schriftart“ unten rechts: Im Register „Erweitert“ wählen Sie unter „Skalieren“ entweder „50 %“ – oder „66 %“ oder „80 %“.
Groß- oder Kleinschreibung
Abkürzungen in Versalien?
Wann sind bei Abkürzungen Großbuchstaben („NATO“), Kleinbuchstaben im Wortinneren („Aids“) oder Mischformen („GmbH“) nötig?
- Für Akronyme (einschließlich Himmelsrichtungen und Währungen) nutzen Sie Versalien: „IBAN“, „NATO“, „PDF“, „SW“, „EUR“.
- Kurzwörter und Silbenkurzwörter schreiben Sie dagegen – abgesehen vom Anfangsbuchstaben – klein: „Abo“, „Uni“, „Vokuhila“.
Bei eigentlich großzuschreibenden Akronymen und einzelnen Mischformen gibt es jedoch Ausnahmen:
- Korrekt ist „Aids“ – und nicht „AIDS“: vielleicht, weil wir eher zu kleinen Buchstaben neigen, je stärker wir eine Abkürzung als Kurzwort mit quasi eigenständiger Bedeutung wahrnehmen.
- Ähnliches trifft auf „Pkw“, „Lkw“ und „Uno“ zu: Diese Kürzel wirken heute eher als Kurzwörter und nicht mehr wie Abkürzungen. Allerdings sind die Schreibungen „PKW“, „LKW“ und „UNO‘“ nach wie vor korrekt.
- Und beim Bundesausbildungsförderungsgesetz wird die Schreibung „BAföG“ empfohlen. Parallel ist aber auch „Bafög“ gültig. Für mich persönlich macht es die Kleinschreibung einfacher – weil ich immer wieder überlegen muss, welche Buchstaben groß- und welche kleingeschrieben werden.
Groß- und Kleinschreibung am Satzanfang
Wenn Sie Abkürzungen am Satzanfang einfügen, beginnen Sie zugunsten korrekter Rechtschreibung – eigentlich – immer mit einem Großbuchstaben:
- „Evtl. findet das Meeting etwas später statt“,
- „Z. B. bei unseren neuen Produkten …“.
Allerdings lesen sich Abkürzungen wie „z. B.“ oder „u. a.“ nicht besonders gut. Versuchen Sie, solche Kürzel direkt am Satzbeginn zu vermeiden. Oder tauschen Sie sie aus:
- „Bei unseren neuen Produkten z. B. …“,
- „Bspw. bei unseren neuen Produkten …“.
Eine Ausnahme in Sachen Großschreibung am Satzanfang gibt es aber:
- Kürzen Sie die Adelsbezeichnung „von“ mit „v.“ ab, schreiben Sie immer klein. Denn vielleicht wird ein großes „V.“ als abgekürzter Vorname wahrgenommen. Mit „v. Löwenstein wird morgen ausgezeichnet“ beugen Sie Missverständnissen vor.
Groß- und Kleinschreibung bei Zusammensetzungen
Setzen Sie kleinzuschreibende Kürzel mit Substantiven zusammen, schreiben Sie ebenfalls klein:
- „Im Schnitt liegen die aktuellen kWh-Preise bei 29 Cent“,
- „ph-Werte als Maße des basischen oder sauren Charakters einer Lösung …“.
Setzen Sie solche Abkürzungen am Satzanfang ein, können Sie ein Ersatzwort ergänzen und Ihren Satz etwas lesbarer gestalten:
- „Die ph-Werte als Maße …“.
Umgekehrt schreiben Sie Abkürzungen in Versalien immer groß – auch bei Zusammensetzungen mit Adjektiven:
- „US-amerikanisch“ oder
- „DSGVO-konform“.
Deklination von Abkürzungen
Im Mündlichen werden Beugungsendungen mitgesprochen, im Schriftlichen fallen sie meist weg:
- „im ersten Quartal des lfd. J.“ statt „im ersten Quartal des lfden. Js.“,
- „der aktuelle Wechselkurs des USD“ statt „der aktuelle Wechselkurs des USDs“.
Dennoch gibt es im Singular bei einigen Initialwörtern ein Genitiv-S. Manchmal müssen Sie ein „S“ anhängen – und manchmal haben Sie die Wahl: bei
- „des PDFs“,
- „des Pkw“ und „des Pkws“,
- „des EKG“ und „des EKGs“,
- „des TÜV“ und „des TÜVs“.
Eine Sonderregel gibt’s für abgekürzte Namen. Hier fügen Sie das Genitiv-S nach dem Abkürzungspunkt ein:
- „B.s Dramen“ für „Brechts Dramen“ oder
- „F.s Texte“ für „Freuds Texte“.
Nicht zuletzt: Um Missverständnisse zu vermeiden, können Sie weibliche Endungen anhängen:
- „OStRin“ für „Oberstudienrätin“,
- „AbtLinnen“ für „Abteilungsleiterinnen“.
Pluralbildung bei Abkürzungen
In der Regel bilden Sie den Plural von Abkürzungen mit der Endung „s“. Und zwar unabhängig davon, wie die Mehrzahl des ausgeschriebenen Wortes lautet:
- „ISBNs“, „OLGs“ oder „AGs“ – und nicht „ISBNn“ „OLGe“ und „AGen“.
Eine erste Ausnahme gilt für „Pkw“ und Lkw“. Hier ist der Plural mit „s“ und eine Form ohne Endung möglich:
- „die Pkws“ und „die Pkw“,
- „die Lkws“ und „die Lkw“.
Eine weitere Ausnahme: Endet eine Abkürzung mit dem letzten Buchstaben des abgekürzten Wortes, hängen Sie kein „s“, sondern die in ausgesprochener Form übliche Pluralendung an:
- „Bde.“ für „Bände“,
- „Stke.“ oder „Stcke.“ für „Stücke“ und
- „Jhdte.“ für „Jahrhunderte“.
Und manchmal verdoppeln Sie im Plural einzelne Buchstaben:
- „Jgg.“ für „Jahrgänge“ oder
- „ff.“ für „folgende Seiten“.
Nicht zuletzt …
Nach den vielen Fragen rund um Rechtschreibung noch ein Formulierungstipp: Initialwörter und Akronyme gehören inzwischen fest zu unserem Wortschatz. Andere Abkürzungen brauchen Sie vielleicht, weil sie zu Ihrer Branche oder Ihrem Beruf gehören.
Das ist okay. Aber mit einer Sache tun Sie sich und Ihren Texten keinen Gefallen: mit zu vielen Abkürzungen. „Ende d. lfd. J. legen wir i. d. R. unsere Bstg. z. d. A.“ – okay, ich übertreibe. Aber hier leidet die Lesbarkeit. Wenn Sie Abkürzungen verwenden, dann setzen Sie sie dosiert ein. Und nutzen Sie Kürzel, die gängig und verständlich sind. Dann klappt’s mit lesenswerten Texten!