Orthotypografie: Das heißt so viel wie „richtige Typografie“ oder „rechte Typografie“. Doch was gehört alles zur Orthotypografie? Zeit für eine Bestandsaufnahme: damit Sie alle orthotypografischen Fallstricke aufspüren und mögliche Fehler in Ihren Texten korrigieren können.
Orthotypografie sorgt für einheitliche Schreibweisen
Im Idealfall gestalten Sie Ihre Texte einheitlich: nicht nur, wenn Sie sich in Ihrem Unternehmen oder als Soloselbstständige(r) an eine feste Corporate Language halten. Unterschiedliche Schreibweisen und ständiges Hin und Her bei der Zeichensetzung Orthotypografie tun Ihren Texten nicht gut:
- „Homeoffice“ und (ebenfalls korrekt) „Home-Office“,
- „i. d. R.“ und „in der Regel“,
- „€“, „EUR“ und „Euro“ oder
- „…“ und dann wieder »…«.
Wie Sie (Währungs-)Symbole und Anführungszeichen formatieren – im besten Fall natürlich einheitlich –, fällt ganz klar in die Kategorie „Orthotypografie“. Aber nicht nur:
Das gehört zur Orthotypografie
Sonderzeichen
Eine ideale typografische Gestaltung macht Ihre Texte lesenswerter und im wahrsten Sinne des Wortes anschaulicher. Achten Sie daher auf einheitliche und korrekte Formatierungen von
- Anführungszeichen: deutsche Anführungszeichen oder französische Guillemets – und daneben typografisch falsche, aber immer wieder anstelle von Anführungsstrichen verwendete Zollzeichen, Kodierungszeichen oder Accents aigus und Accents graves.
- Apostrophen: ein korrekter Apostroph gleicht einer oben platzierten „9“ und heißt deshalb auch „Hochkomma“. Verdrehte Apostrophe und einfache Kodierungs- oder Zollzeichen sind fehl am Platz!
- Binde- und Gedankenstrichen: Die kürzeren Bindestriche nutzen Sie als Trenn- oder Kopplungsstriche. Gedankenstriche (auch „Halbgeviertstriche“ genannt) sind etwas länger: Sie können sie anstelle eines Kommas als Interpunktionszeichen, als Bis-Striche oder als Auslassungsstriche verwenden.
- Klammern: rund, eckig, geschweift oder vielleicht spitz?
Leerzeichen und Schriftsatz
Auch Abstände, die Ausrichtung Ihres Schriftsatzes, die Art und die Größe Ihrer Schriften spielen eine Rolle in Sachen Orthotypografie. Dabei geht’s um
- doppelte Leerzeichen: Sie können gezielt danach suchen und zu große Abstände korrigieren,
- geschützte (oder eben nicht geschützte) Leerzeichen: damit am Zeilenende Ihrer Texte keine Umbrüche zwischen „z. B.“, „u. a.“ und „e. V.“, „39 €“ oder „15 %“ vorkommen – sondern Abkürzungen oder Ziffern und Symbole gemeinsam auf die erste oder auf die zweite Zeile rutschen,
- schmale Leerzeichen: Wenn Ihnen ein volles Leerzeichen zu breit vorkommt, dann nutzen Sie einen schmaleren Abstand – zum Beispiel zwischen „e. V.“, „i. H. v.“ oder „39 €“,
- stimmige Formatierungen Ihrer Texte: im Blocksatz, in links- oder rechtsbündigem Flattersatz oder in mittiger Ausrichtung,
- korrekte Schriftarten und Schriftgrößen: Unterschiede kann es beispielsweise zwischen Fließtext und Überschriften, Kopf- und Fußzeilen oder Bildunterschriften geben.
Buchstaben, Symbole, Satzzeichen, Zahlen
Orthotypografie heißt nicht zuletzt: Buchstaben, (Währungs-)Symbole, ganz normale Satzzeichen und Zahlen richtig anordnen. Entscheiden Sie über diese Kriterien:
- Wenn Sie in Großbuchstaben schreiben – nutzen Sie dann das Versal-Eszett oder das Doppel-S?
- Falls Sie gendern: Nutzen Sie einheitliche Schreibweisen – oder verwenden Sie den Genderstern und dann wieder Schrägstriche, Doppelpunkte oder das Binnen-I?
- Nutzen Sie einheitliche Währungszeichen: „€“ oder „EUR“, „$“ oder „USD“?
- Schreiben Sie „15 Grad“ oder „15 Grad Celsius“ oder „15 °C“?
- Wie gliedern Sie längere Zahlenangaben: „12.345.678“ oder „987 654 321“?
- Wie geben Sie Uhrzeiten an: „15:30 bis 16:30 Uhr“, „15.30 bis 16.30 Uhr“ oder vielleicht „15–16 Uhr“?
- Und setzen Sie in Ihren Fließtexten gelegentlich „&“ anstelle eines ganz normalen „Und“ ein? Das sogenannte „Kaufmännische Und“ bleibt Firmenbezeichnungen („Peek & Cloppenburg“, „Schulz & Söhne“, „GmbH & Co. KG“) vorbehalten – und ist in Ihren Texten und Überschriften keinesfalls ein Ersatz für „und“!
Und sonst?
Achten Sie nicht zuletzt auf
- korrekte Silbentrennungen: bei Zusammensetzungen können immer wieder Fehler auftauchen,
- einheitliche Aufzählungszeichen: Punkte, (Gedanken-)Striche, kleine Quadrate oder Häkchen,
- korrekt formatierte Einzüge Ihrer Stichpunkte,
- einheitliche Einzüge in den ersten Zeilen Ihrer Absätze: die Leerräume von der Satzkante bis zum Textbeginn,
- richtig formatierte Überschriften und Zwischenüberschriften: vor allem bei Zwischenüberschriften auf unterschiedlichen Ebenen,
- einheitliche Auszeichnungen, zum Beispiel bei den Titeln von Aufsätzen, Büchern oder Musikstücken: Kapitälchen, Versalien, kursive oder fette Schrift – oder vielleicht eine andere Schriftfarbe,
- „Hurenkinder“ und „Schusterjungen“: wenn die letzte Zeile eines Absatzes isoliert auf einer neuen Seite steht oder allein die erste Zeile auf der Vorgängerseite verbleibt. Üblich sind mindestens zwei Zeilen am Seitenende und am Seitenanfang.
Orthotypografische Fehler korrigieren
Wenn Sie Ihre Texte selbst überarbeiten, dann nehmen Sie sich einen oder vielleicht auch zwei Korrekturdurchgänge für eine gezielte Suche nach orthotypografischen Fehlern vor. Konzentrieren Sie sich auf falsch formatierte Anführungszeichen, Leerzeichen und alle weiteren Sonderzeichen, Symbole oder die Formatierung Ihrer Überschriften. Dann sollte in Sachen Orthotypografie nichts mehr schiefgehen.
Und wenn Sie ein Korrektorat oder ein Lektorat in Auftrag geben? Dass sich Lektorinnen oder Korrektoren die Orthotypografie anschauen, gehört selbstverständlich dazu.