Am 3. Januar hat Konrad Duden Geburtstag. Jahrgang 1829, widmete er sich Zeit seines Lebens Fragen der deutschen Sprache, wie der Dudenverlag auf seiner Website schreibt: „Mit seinem ‚Orthographischen Wörterbuch‘ schuf er die Grundlage für eine einheitliche deutsche Rechtschreibung.“
Lange war der Dudenverlag die Organisation, die festlegte, was in Sachen Rechtschreibung korrekt war – oder eben nicht. Aber wie sieht es heute aus? Entscheidet die Dudenredaktion noch immer über die bestehenden Rechtschreibregeln? Antworten und Anregungen rund um das 1915 erstmals unter dem Namen „Duden“ erschienene Nachschlagewerk gibt’s hier.
Duden ↔ Rat für deutsche Rechtschreibung
Der „Duden“ – eigentlich „Die deutsche Rechtschreibung: Das umfassende Standardwerk auf der Grundlage der neuen amtlichen Regeln“ – ist heute nicht mehr für die geltenden Rechtschreibregeln verantwortlich.
Die ehemalige Position des Dudens hat vor knapp 30 Jahren der Rat für deutsche Rechtschreibung eingenommen. Dessen „Deutsche Rechtschreibung: Regeln und Wörterverzeichnis“ kam erstmals 1996 heraus – im Rahmen der Rechtschreibreform und der sogenannten neuen Rechtschreibung. 2004 und 2006 erschienen nochmals veränderte Regeln. Wandlungen der deutschen Sprache wurden im Rahmen mehrerer Aktualisierungen berücksichtigt.
Die Dudenredaktion wurde vom Rat für deutsche Rechtschreibung abgelöst: Der Dudenverlag macht die Rechtschreibregeln nicht mehr – heute dokumentiert er sie.
So steht’s im Duden …
Dass der Dudenverlag Rechtschreib- und Grammatikregeln dokumentiert, heißt auch: Der Duden hält den allgemeinen Sprachgebrauch fest. Die Dudenredaktion beschreibt – sie gibt aber weder die amtlichen Regeln noch die Richtlinien für Grammatik und Zeichensetzung vor.
Anders gesagt: Das Duden-Wörterbuch und die Onlineausgabe halten fest, was im Alltag alles gesagt und geschrieben wird.
Duden-Wörterbuch
Das analoge Duden-Wörterbuch und die Onlineausgabe stellen sowohl umgangssprachliche Wendungen als auch süddeutsche, österreichische und schweizerische Ausdrucksweisen dar:
- Zur Grammatik des Stichworts Kragen heißt es beispielsweise: „der Kragen; Genitiv: des Kragens, Plural: die Kragen, süddeutsch, österreichisch, schweizerisch: Krägen“.
- Und zur Präposition wegen: „Präposition mit Genitiv (…) Mündlich, standardsprachlich und schriftlich umgangssprachlich auch mit Dativ.“
Genaues Lesen hilft: Im Duden steht nicht, dass „wegen dem Rabatt“ oder „wegen dem Andrang“ korrekt ist. Sondern nur, dass die Präposition „wegen“ und der Dativ mündlich oder in der Umgangssprache immer wieder benutzt werden.
Duden-Empfehlungen
Seit 1996 haben sich im Rahmen der Rechtschreibreform zahlreiche Varianten etabliert: zwei Möglichkeiten, wie ein Wort geschrieben werden kann – und die beide korrekt sind. Hier empfiehlt die Dudenredaktion eine der beiden Schreibweisen: sofort zu sehen an der gelben Farbe. Zum Beispiel
- „aufgrund“ und nicht „auf Grund“,
- „Biografie“ und nicht „Biographie“,
- „infrage stellen“ und nicht „in Frage stellen“,
- „kennenlernen“ und nicht „kennen lernen“.
Natürlich nimmt der Duden nur vom Rat für deutsche Rechtschreibung abgesegnete Variantenschreibungen auf. Bei den Empfehlungen wird zugunsten einer besseren Lesbarkeit entschieden – und danach, welche Varianten häufiger genutzt werden. In den meisten Fällen decken sich die Duden-Empfehlungen mit den vom Rat für deutsche Rechtschreibung favorisierten Schreibweisen.
Rechtschreibregeln
Nicht nur im Wörterverzeichnis des Dudens tauchen umgangssprachliche Rede- oder Schreibweisen auf. Auch seine Rechtschreibregeln sollten genau gelesen werden.
Zum Beispiel hinsichtlich des sogenannten „Deppenapostrophs“ vor dem Genitiv-S: Ein Apostroph ist nur bei Namen korrekt, die auf „s“, „ß“, „z“, „x“ oder „ce“ enden. Doch der Duden schreibt in seiner Regel D16 auch:
- „Der Apostroph steht zur Verdeutlichung der Grundform eines Personennamens vor einer Endung“ und „gelegentlich vor dem Genitiv-s, sofern der Personenname mit dem folgenden Substantiv zusammen einen Eigennamen (z. B. Firmennamen) bildet“,
- beispielsweise „Andrea’s Kiosk (hier auch verdeutlichend zur Unterscheidung vom männlichen Vornamen Andreas)“,
- „Aber nur: Willis Karotten, Andreas Ware“.
Schreibungen wie „Willi’s Karotten“ und „Andrea’s Ware“ bleiben falsch. Denn eindeutig sind Namen auch ohne „Deppenapostrophe“: „Andreas Ware“ gehört Andrea, „Andreas’ Ware“ gehört Andreas. Und im Duden steht letztlich auch nicht, dass Formen wie „Andrea’s Kiosk“ korrekt sind – sondern nur, dass solche Eigennamen manchmal mit Apostroph geschrieben werden.
Der Duden beschreibt und empfiehlt: Was heißt das nun für Sie?
„Dass der Duden nach wie vor ein ‚ideelles‘ Monopol besitzt (als meistverkauftes Rechtschreibwörterbuch), mag an der jahrelangen Autorität liegen.“ Das schreibt die Gesellschaft für deutsche Sprache. Dass die Dudenredaktion die Regeln zu Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung nicht mehr vorgibt, heißt für Sie:
- Wenn Sie sich an den Richtlinien des Dudens orientieren, schreiben Sie in den meisten Fällen korrekt.
- Lesen Sie immer gründlich (ich erinnere an meine Beispiele zur Präposition „wegen“ und zum „Deppenapostroph“): Filtern Sie umgangssprachliche oder selten verwendete Schreibweisen heraus.
- Folgen Sie im Falle möglicher Variantenschreibungen den Empfehlungen der Dudenredaktion: Dann schreiben Sie einheitlich und wechseln nicht ständig zwischen „Erwerbsbiografie“, „biographisch“, „Topografin“, „Geographie“, „Fotograf“ und „photographisch“.
Nicht zuletzt …
Sie suchen doch lieber eine Alternative zum Duden? Dann nutzen Sie die Rechtschreibregeln und das Wörterverzeichnis des Rats für deutsche Rechtschreibung: wahlweise als Buchausgabe, als PDF oder als Onlineausgabe.