Kommas oder doch lieber Semikolons setzen: Fragen Sie sich das auch immer, wenn Sie einen Text schreiben? Das Semikolon führt ein Mauerblümchendasein. Doch Sie können es in etlichen Fällen anstelle eines Kommas verwenden. Wann sich der sogenannte Strichpunkt empfiehlt und wann Kommas die bessere Wahl sind – diesen Fragen gehe ich rund um die Frage „Komma oder Semikolon“ nach.
Ein Komma gehört in Ihren Text, wenn …
… Sie Haupt- und Nebensätze schreiben, Zusätze, Einschübe und eingeschobene Teilsätze nutzen oder nachgestellte Erläuterungen einfügen. Kommas statt Semikolons setzen Sie vor allem dann, wenn direkte inhaltliche Bezüge bestehen. So bei
- Haupt- und Nebensätzen: Nebensätze beziehen sich stets auf Ihre Hauptsätze. Daher können sie nicht allein stehen: „Wir investieren in Zukunftstechnologien, da sie unser Leben nachhaltig verändern“,
- eingeschobenen Sätzen oder Nebensätzen: „Wir priorisieren, dies ist unser Anspruch, neue Technologien“, „An Technologien, die sich langfristig rentieren, halten wir fest“,
- nachgestellten oder eingeschobenen Zusätzen: „Unser Unternehmen sucht neue Möglichkeiten, vor allem im Bereich Umweltmanagement“, „Für uns sind mehrere Ingenieurbüros, insbesondere aus dem Raum München, interessant“,
- nachgestellten Erläuterungen: „Wir müssen Einsparungen vornehmen, und das ab sofort“,
- Adressangaben: „Sie erreichen uns ab sofort unter unserer Adresse Joachimsthaler Straße 24, 10719 Berlin“,
- Literaturangaben: „Der Beitrag stammt aus dem Sammelband ‚Praxishandbuch B2B-Marketing‘, 2. Auflage“.
Semikolons setzen Sie, wenn …
… ein Komma zu schwach und ein Satzpunkt zu stark trennen würde. Ob Sie Kommas oder Semikolons verwenden, liegt ganz bei Ihnen. Allerdings gibt es einige Richtlinien und Empfehlungen. Semikolons können Sie nutzen, wenn Sie
- inhaltlich verbundene Hauptsätze deutlicher als mit einem Komma voneinander abgrenzen wollen, aber dennoch ein gewisser Zusammenhang bestehen bleiben soll: „Meine Dienstreise, geplant für Dienstag bis Donnerstag, führt nach München; die hiesige Max-Planck-Gesellschaft kooperiert mit unserem Unternehmen“,
- Hauptsätze mit Adverbien oder Konjunktionen wie „allein“, „daher“, „ergo“ oder „schließlich“ kombinieren: „Wir arbeiten mit der Max-Planck-Gesellschaft zusammen; daher folgen wir deren Leitlinien für nationale und lokale Kooperationen“, „Wir freuen uns; schließlich haben wir uns diese Partnerschaft gewünscht“,
- bei Aufzählungen mehrere Komponenten nennen und einzelne Elemente stärker verbinden, andere jedoch abgrenzen möchten: „Zu den von uns vertriebenen Medikamenten gehören ACE-Hemmer, Betablocker, Diuretika; Naproxen, Propyphenazon; Statine, Fibrate, PCSK9-Hemmer“ – hier trennt das Semikolon Arzneimittel gleicher Struktur: Blutdrucksenker, Schmerzmittel und Cholesterinsenker,
- bei Stichpunkten längere Texte schreiben, in denen bereits Kommas nötig sind (vielleicht durch Einschübe): Schließen Sie mit Semikolons statt mit Kommas, wirken Ihre Stichpunkttexte und Ihre Zeichensetzung übersichtlicher,
- Literaturangaben mit mehreren Autoren oder Herausgeberinnen nennen und deren Namen deutlicher trennen wollen: „Ludwig, Wolf-Dieter; Mühlbauer, Bernd; Seifert, Roland (Hrsg.): Arzneiverordnungs-Report 2022. Berlin, Heidelberg: 2022“.
Semikolons statt Kommas: Ihre Vorteile …
… liegen vielleicht nicht klar auf der Hand, aber sie sind da. In allen genannten Beispielen, in denen Sie Semikolons setzen können, könnten Sie genauso gut Kommas einfügen (oder bei mehreren aneinandergereihten Hauptsätzen auch Satzpunkte). Doch wenn Sie Semikolons statt Kommas nutzen,
- verleihen Sie Ihren Texten viel mehr Struktur und Klarheit: vorteilhaft vor allem bei längeren (Haupt-)Sätzen mit mehreren Kommas oder umfangreicheren Aufzählungen,
- schreiben Sie übersichtlicher,
- erhalten Ihre Leserinnen und Leser eine Art optischen „Anker“: Sie erleichtern ihnen das Verständnis und beugen möglichen Verwirrungen vor,
- können Sie gezielter und nuancierter daran feilen, wie Ihre Texte wirken: Statt Sätze und die darin enthaltenen Gedanken mit einem Punkt abzuschließen, können Sie beides mit einem Semikolon weiterführen.
Komma oder Semikolon: Finger weg von Semikolons, wenn …
… Sie Haupt- und Nebensätze verbinden oder Einschübe und Zusätze verwenden. Die Frage „Komma oder Semikolon“ fällt in diesen Fällen zugunsten des Kommas aus. Denn Semikolons sind kein simpler Ersatz für Kommas. Sie haben immer eine nebenordnende Funktion: Sie können nur gleichrangige – sprich: eigenständige – Sätze oder Satzteile verbinden.
Bleibt ein Bestandteil Ihrer Sätze vom übrigen Satz abhängig, ist das Semikolon tabu: so bei
- „Es ist deutlich geworden
;, dass Diskrepanzen zwischen zugelassenen Arzneimitteln und der klinischen Praxis bestehen“, - „Wir freuen uns
;, wenngleich wir uns eine frühzeitigere Partnerschaft gewünscht hätten“ oder - „Wir interessieren uns für Steuertipps
;, vor allem in den Bereichen Differenzbesteuerung und Substanzsteuern“.
Kommas oder Semikolons setzen: Und sonst …?
Obwohl das Semikolon an vielen Stellen angebracht ist: Zu viele von ihnen wirken schnell übertrieben. Dann verlieren sie ihre gliedernde und ordnende Funktion: Übertreiben Sie es daher nicht. Ihre Entscheidung zwischen Komma oder Semikolon sollte immer dann zugunsten des Kommas ausfallen, wenn das Semikolon nicht unbedingt nötig ist – oder wenn es neben dem Komma auch ein Satzpunkt tut.