Okay – auf Kommaregeln haben Sie wahrscheinlich genauso viel Lust wie auf eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt Ihres Vertrauens. Daher habe ich drei Komma-Schwerpunkte herausgegriffen: die Kommasetzung bei Hauptsätzen, bei Nebensätzen und – thematisch verwandt – bei Einschüben und Zusätzen.
Ich gebe Ihnen die entsprechenden Kommaregeln in aller Kürze mit: einschließlich einer Eselsbrücke für mögliche Kann-Kommas, sodass Sie im Zweifelsfall ganz in Ihrem Sinne entscheiden können. Auf geht’s!
Kommasetzung zwischen Haupt- und Nebensätzen
Hauptsätze
- unabhängige Sätze, die auch allein stehen können,
- bestehen in der Regel aus Subjekt, Verb und einem oder mehreren Objekten,
- gebeugte Verben stehen (mitunter als Teile eines mehrteiligen Prädikats) in den meisten Fällen an zweiter Stelle – und bei Fragen und Aufforderungen an erster Stelle.
Nebensätze
- Teilsätze,
- sind anderen (Haupt-)Sätzen untergeordnet und daher von diesen abhängig: sie können nicht allein stehen,
- werden von Konjunktionen („dass“, „falls“, „trotzdem“, „während“, „weil“ …) eingeleitet,
- gebeugte Verben stehen an der letzten Stelle des Nebensatzes.
Kommas: Zwischen Haupt- und Nebensätzen stehen Kommas:
- „Wir übernehmen Ihren Auftrag, sobald Kapazitäten bestehen.“
- „Wenn wir wieder freie Kapazitäten haben, übernehmen wir Ihren Auftrag“.
Und zwar auch dann, wenn auf einen Hauptsatz ein „Und“ oder ein „Oder“ und danach ein Nebensatz samt einem weiteren Hauptsatz folgt:
- „Momentan bestehen leider keine Kapazitäten, und wenn wir Spielraum haben, geben wir Ihnen Bescheid.“
Paarige Kommas: Schieben Sie Ihren Nebensatz in den übergeordneten Hauptsatz ein, setzen Sie zu Beginn und am Ende des Nebensatzes Kommas. Und zwar auch dann, wenn Ihr eingeschobener Nebensatz unmittelbar vor „und“ oder „oder“ endet:
- „Wir übernehmen, sobald wir freie Kapazitäten haben, Ihren Auftrag.“
- „Wir hoffen, Ihre Fragen beantwortet zu haben, und verbleiben mit freundlichen Grüßen …“
Kommasetzung zwischen Hauptsätzen
Kommas: Zwischen zwei (oder mehreren) eigenständigen Hauptsätzen, die allesamt ein eigenes Subjekt enthalten, setzen Sie Kommas:
- nach dem Prinzip der Aufzählung: „Wir kümmern uns um Ihr Anliegen, wir beantworten Ihre Fragen, wir unterstützen Sie.“
- Anstelle der Kommas könnten auch Satzpunkte, Ausrufe- oder Fragezeichen stehen.
Keine Kommas: Kommas zwischen aufgezählten Hauptsätzen entfallen, wenn Sie „und“, „oder“ oder „sowie“ einfügen – und wenn Ihrem zweiten Hauptsatz das Subjekt fehlt:
- „Wir kümmern uns um Ihr Anliegen und wir beantworten Ihre Fragen.“
- „Wir kümmern uns um alles und unterstützen Sie.“
Kann-Kommas: Verbinden Sie Hauptsätze samt eigenen Subjekten mit „und“ oder „oder“, können Sie trotzdem Kommas setzen – ganz egal, ob Ihrem zweiten Hauptsatz noch ein Nebensatz folgt oder nicht:
- um beide Hauptsätze deutlich voneinander zu trennen und die Gliederung eindeutiger zu gestalten: „Wir kümmern uns um Ihr Anliegen(,) und wir beantworten Ihre Fragen“, „Momentan haben wir keine Kapazitäten(,) und wir geben Bescheid, sobald wieder Spielräume bestehen“.
- Auch hier könnten Sie Satzpunkte oder Ausrufe- und Fragezeichen einfügen: „Wir kümmern uns um alles. Und wir unterstützen Sie.“
Kommasetzung zwischen Nebensätzen
Kommas: Sie können einerseits mehrere gleichrangige Nebensätze nach dem Prinzip der Aufzählung aneinanderreihen. Gleichrangige Nebensätze sind vom gleichen übergeordneten Hauptsatz abhängig. Würden Sie einzelne Teile solcher Nebensätze streichen, bliebe der gesamte Satz sprachlich und grammatisch stimmig:
- „Unsere Kunden erwarten, dass wir gekaufte Waschmaschinen liefern, dass wir sie aufbauen, dass wir sie im Reparaturfall abholen.“
Andererseits setzen Sie zwischen Nebensätzen verschiedenen Grades Kommas. Ein Nebensatz zweiten (oder dritten) Grades ist nicht mehr vom Hauptsatz, sondern vom vorherigen Nebensatz abhängig:
- „Wir können vorerst nicht liefern, weil mehrere Mitarbeiter krankheitsbedingt ausfallen, sodass Engpässe bestehen.“
Keine Kommas: Bei gleichrangigen Nebensätzen entfallen Kommas, wenn Sie „und“, „oder“ oder „sowie“ einsetzen – ganz egal, ob Ihren Nebensätzen einleitende Konjunktionen wie „dass“ und die begleitenden Subjekte und/oder Objekte fehlen:
- „Unsere Kunden erwarten, dass wir gekaufte Waschmaschinen liefern und dass wir sie aufbauen oder dass wir sie im Reparaturfall abholen.“
- „Unsere Kunden erwarten, dass wir gekaufte Waschmaschinen liefern und aufbauen.“
Kann-Kommas: Bei sogenannten formelhaft verkürzten Nebensätzen können Sie Kommas setzen – oder sie weglassen:
- „Wir liefern(,) wie üblich(,) zwischen 8 und 18 Uhr.“
- „Wie gesagt(,) können wir die Lieferung zum gewünschten Zeitraum vereinbaren.“
- „Wir besprechen(,) wenn möglich(,) die Details der Lieferung telefonisch.“
Ergänzen Sie allerdings ein gebeugtes Verb, sind Kommas obligatorisch:
- „Wir besprechen, wenn es Ihnen möglich ist, die Details der Lieferung telefonisch.“
Kommasetzung bei Einschüben
Kommas: Bei Kommas zwischen Haupt- und Nebensätzen hatte ich es bereits erwähnt: Wenn Sie einen Nebensatz in einen Hauptsatz einschieben, müssen Sie vor und nach dem Nebensatz Kommas einfügen. Das gilt auch für andere eingeschobene (Haupt- oder Neben-)Sätze und für satzwertige Formulierungen:
- „Sie haben, das wissen wir, unsere Lieferung bereits erhalten.“
- „Sie haben unsere Lieferung erhalten, sodass Sie, wenn Sie es wünschen, unseren Montageservice nutzen können.“
- „Die Verzögerung, so unsere Vermutung, ist auf den aktuellen Streik zurückzuführen.“
Kommasetzung bei Zusätzen
Kommas: Im Falle nachgestellter Zusätze am Satzende ist ein Komma nötig. Eingeschobene Zusätze erfordern dagegen paarige Kommas:
- „Das ist Tom Wagner, mein Mitarbeiter.“
- „Tom Wagner, mein Mitarbeiter, beantwortet Ihre Fragen.“
Außerdem können Sie mehrere erklärende Zusätze einschieben, die Sie (ähnlich einer Aufzählung) mit Kommas trennen:
- „Tom Wagner, mein neuer Mitarbeiter, mein Stellvertreter, ist derzeit im Urlaub.“
Keine Kommas: Bei mehreren aufgezählten Zusätzen sind keine Kommas nötig, wenn Sie „und“, „oder“ oder „sowie“ einsetzen:
- „Tom Wagner, mein neuer Mitarbeiter und mein Stellvertreter, ist derzeit im Urlaub.“
Und ergänzen Sie die Konjunktion „als“, dürfen Sie ebenfalls kein Komma setzen:
- „Bei Fragen helfen Tom Wagner als mein Mitarbeiter und ich Ihnen weiter.“
Einschübe (Paranthesen)
Das sind eingeschobene Sätze oder Satzteile, die unmittelbar vorausgehende Formulierungen durch Zusatzinformationen ergänzen. Sie können Einschübe ohne Weiteres streichen: Die umgebenden Sätze bleiben sprachlich und inhaltlich stimmig.
Zusätze (Appositionen)
Hier handelt es sich um Wörter oder Wortgruppen, die ein vorheriges Bezugswort näher beschreiben, ergänzen oder erklären. Zusätze enthalten allerdings keine Verben: Das unterscheidet sie von ergänzenden Relativsätzen („der Kunde, der gestern bei uns gekauft hat, …“).
Satzwertige Formulierungen
Solche Formulierungen funktionieren wie eigenständige Sätze. Allerdings fehlen zentrale Satzbestandteile – beispielsweise Pronomen, Subjekte oder Verben („Bitte nicht rauchen“, „erhebliche Verspätungen im ÖPNV“).
Kommas oder keine Kommas? Die Kommasetzung kann die Bedeutung Ihrer Aussagen verändern. Kommas zeigen, ob ein Zusatz oder eine Aufzählung vorliegt. Bei einer Aufzählung entfällt das schließende Komma – bei einem eingeschobenen Zusatz wäre es nötig:
- „Bei Fragen helfen Tom Wagner, mein Mitarbeiter und ich Ihnen weiter“: Aufzählung, es handelt sich um drei Personen,
- „Bei Fragen helfen Tom Wagner, mein Mitarbeiter, und ich Ihnen weiter“: Zusatz, es handelt sich um zwei Personen.
Kann-Kommas: Sie können einzelne Wörter oder Wortgruppen durch Kommas als eingeschobene Zusätze kennzeichnen – und sie so besonders betonen. Sie können aber auch auf die Kommas verzichten: bei Formulierungen wie
- „Bei der Terminvereinbarung ist meinem Mitarbeiter Tom Wagner(,) bedauerlicherweise(,) ein Fehler unterlaufen.“
- „Wir liefern alle Geräte(,) wie üblich(,) zwischen 8 und 18 Uhr.“
Extratipp zum Schluss
Bei allen erwähnten Kann-Kommas hilft Ihnen eine Eselsbrücke: Lesen Sie sich Ihre Sätze einfach mal laut vor, wenn Sie nicht einschätzen können, ob Sie Kommas brauchen oder nicht.
Falls Sie Sprechpausen machen, dann fügen Sie Kommas ein. Denn dann heben Sie Phrasen wie „bedauerlicherweise“ oder „wie üblich“ besonders hervor. Und das ist ein klares Indiz für Kommas: „Meinem Mitarbeiter Tom Wagner ist, bedauerlicherweise, ein Fehler unterlaufen“ und „Wir liefern, wie üblich, zwischen 8 und 18 Uhr“.