Brauchen Sie in Sätzen wie „Wir bitten Sie teilzunehmen“ ein Komma? Ist das Komma in „Wie bereits gesagt, übernehmen wir Ihren Auftrag“ überflüssig? Und wie sieht es mit Kommas in Formulierungen wie „das neue Projekt, als lukrativer Auftrag, …“ aus?
Nutzen Sie Infinitive mit „zu“ oder Partizip- und Adjektivgruppen, gibt es unterschiedliche Regeln. Einerseits müssen Sie Kommas setzen, andererseits können Sie frei entscheiden. Und gelegentlich sind Kommas völlig fehl am Platz. Ich fasse alle Optionen kurz und knapp zusammen – sodass Sie die Kommasetzung bei Infinitiv-, Partizip- und Adjektivgruppen (hoffentlich) problemlos meistern.
Kommasetzung bei Infinitivgruppen mit „zu“
Kommas: Vor oder nach sogenannten (neben-)satzwertigen Infinitivgruppen setzen Sie Kommas. Im Falle eingeschobener Infinitivgruppen natürlich im Doppelpack:
- „Das Update erfolgt, ohne den Kundenservice zu beeinträchtigen“,
- „Uns liegt daran, unsere Kunden glücklich zu machen“,
- „Den Vertrag zu widerrufen, ist möglich“,
- „Ich versuche, das Projekt bis zum 24.1.2025 fertigzustellen, und schicke Ihnen die Unterlagen zu“.
Bei „einfachen“ Infinitiven mit „zu“ können Sie selbst entscheiden, ob Sie Kommas setzen oder nicht (mehr dazu unter „Kann-Kommas“). Fügen Sie jedoch hinweisende Worte ein oder wollen Sie Missverständnisse vermeiden, sind Kommas nötig:
- „Zu kooperieren, darüber denken wir nach“,
- „Abzusagen, das ist keine Option“,
- „Wir empfehlen, jetzt zu investieren“ oder „Wir empfehlen jetzt, zu investieren“.
Und vielleicht hängen Sie nach einem einfachen Infinitiv mit „zu“ einen Nebensatz an. Auch hier sollten Sie den Infinitiv mit Kommas abgrenzen:
- „Es ist möglich, zu widerrufen, wenn Sie dies in schriftlicher Form tun.“
(Neben-)Satzwertige Infinitivgruppen
- werden von unterordnenden Konjunktionen (Subjunktionen) eingeleitet: von „als“, „außer“, „statt“, „anstatt“, „ohne“ und „um“,
- sind von einem übergeordneten Satz abhängig: Wörter wie „damit“, „daran“, „dazu“ oder „es“ verweisen auf die Infinitivgruppe,
- hängen von Substantiven, Adjektiven oder Verben ab.
Keine Kommas: Sind Infinitive mit „zu“ Teile eines mehrteiligen Prädikats, setzen Sie keine Kommas: immer dann, wenn Infinitivgruppen
- von „sein“, „haben“, „brauchen“, „pflegen“ oder „scheinen“ abhängen: „Mehrere Kooperationen sind abzusehen“, „Wir haben ein neues Projekt zu bearbeiten“, „Ich pflege meine Kunden zu informieren“,
- eng mit dem übergeordneten Satz zusammenhängen: „Die Kooperation wollen wir möglich zu machen versuchen“, „Die Rechnung bitten wir bis zum 22.1.2025 zu überweisen“.
Verwenden Sie Infinitivgruppen ohne „zu“, sind Kommas ebenfalls überflüssig. Denn solche Infinitivgruppen gelten nicht als Nebensätze:
- „Den Auftrag absagen möchten wir nicht.“
Kann-Kommas: Nutzen Sie einfache Infinitive mit „zu“ und fehlen Erweiterungen durch Substantive, Pronomen, Adjektive oder Konjunktionen, können Sie Kommas setzen. So grenzen Sie die Verben Ihrer Sätze deutlicher voneinander ab. Sie können aber auch auf Kommas verzichten:
- „Wir laden Sie ein(,) teilzunehmen“ (aber mit Komma: „Wir laden Sie ein, am Meeting teilzunehmen“),
- „Ihrer Einladung(,) teilzunehmen(,) entsprechen wir gerne“ (aber mit Komma: „Um teilzunehmen, setzen Sie sich bitte mit uns in Verbindung“).
Frei entscheiden können Sie außerdem, wenn nicht klar zu erkennen ist, ob satzwertige Infinitivgruppen oder verschränkte Sätze vorliegen:
- „Wir beabsichtigen(,) die Chance wahrzunehmen.“
Kommasetzung bei Partizipgruppen
Kommas: Vor oder nach Partizip- oder Partizipialgruppen setzen Sie Kommas: wenn Sie sie
- nach hinweisenden Worten einfügen: „Auf diese Weise, alle Geschäftsbücher revidierend, prüfen wir unsere Buchhaltung“, „Nur so, gründlich analysierend, bereiten wir unsere Kundenprojekte vor“, „Bei diesem Auftrag, da habe ich das Angebot falsch berechnet“,
- als Zusatz nach Substantiven oder Pronomen verwenden: „Den Jahresabschluss, gerade fertiggestellt, übermittelt meine Steuerberaterin“, „Wir, gerade in Kenntnis gesetzt, bemühen uns um eine Lösung“,
- als Zusatz am Satzende nutzen: „Wir prüfen unsere Buchhaltung, alle Geschäftsbücher revidierend“, „Wir bemühen uns um eine Lösung, von Ihren Problemen gerade in Kenntnis gesetzt“.
Kommas müssen Sie ebenfalls setzen, wenn Sie verkürzte Partizipgruppen nutzen – immer dann, wenn Sie die Partizipien weglassen und nur mit Substantiven, Artikeln oder Adverbien formulieren:
- „Ich kann sofort telefonieren, das Smartphone bereits in der Hand“ (statt „Ich kann sofort telefonieren, das Smartphone bereits in der Hand haltend“).
Partizipgruppen: Partizip- oder Partizipialgruppen sind Wortgruppen, die
- aus einem Partizip I oder Partizip II, aus Substantiven, Adjektiven, Adverbien oder Artikeln bestehen,
- die zentralen Informationen eines Satzes näher erläutern,
- Partizip I (Partizip Präsens, Verbaladjektiv): „alle Informationen prüfend“, „E-Mails lesend“,
- Partizip II (Partizip Perfekt): „wie bereits gesagt“, „im Grunde genommen“.
Kann-Kommas: Mitunter wirken Partizipgruppen wie Nebensätze. Setzen Sie in solchen Fällen Kommas, gliedern Sie Ihre Sätze deutlicher und machen es Ihren Leserinnen und Lesern leichter – vor allem bei umfangreicheren Partizipien und/oder Sätzen. Nötig sind Kommas allerdings nicht:
- „Das sind(,) grob kalkuliert(,) die Kosten für den angefragten Auftrag“,
- „Von Urlaubszeiten, Weiterbildungen und Krankheitsfällen betroffen(,) müssen wir die Arbeit an Ihrem Projekt leider verschieben“.
Auch bei sogenannten formelhaft verkürzten Partizipgruppen haben Sie die Wahl:
- „Wir können die Deadline(,) ehrlich gesagt(,) nicht garantieren“,
- „Streng genommen(,) sind Downloads von unserer Website nicht erlaubt“.
Kommasetzung bei Adjektivgruppen
Keine Kommas: Viele Adjektivgruppen brauchen keine Kommas – weil sie sich nahtlos in einzelne Sätze einfügen:
- „Das aktuelle Projekt ist total interessant“,
- „Erfahrene und kompetente Mitarbeiter übernehmen Ihren Auftrag“.
Kommas: In allen anderen Fällen ähnelt die Kommasetzung der Zeichensetzung bei Partizipgruppen. Kommas sind geboten, wenn Sie Adjektive
- nach hinweisenden Worten einfügen: „Na ja, der Auftrag ist interessant, aber leider nicht machbar“,
- als Zusätze nach Substantiven, Pronomen oder am Satzende verwenden: „Das neue Kundenprojekt, interessant und finanziell attraktiv, übernehme ich gerne“, „Gerne übernehme ich das neue Kundenprojekt, interessant und finanziell attraktiv“, „Wir, absolut gleicher Meinung, stimmen Ihnen zu“.
Adjektive und sogenannte Verbaladjektive können mit weiteren Wörtern Adjektivgruppen bilden:
- mit Präpositionen, Substantiven, Partizipien oder verstärkenden oder abschwächenden Wörtern: „ehrlich gesagt“, „durch sorgfältige Arbeit“, „aufgrund von Engpässen nicht verfügbar“,
- Verbaladjektive: als Adjektive gebrauchte Verbformen (Partizip I: „schreibend“, „analysierend“) oder von Verben abgeleitet („sparsam“, „fraglich“, „mitteilsam“).
Kann-Kommas: Ebenso wie bei Partizipgruppen können Sie auch bei Adjektivgruppen frei entscheiden, ob Sie Kommas setzen – oder auf sie verzichten.
Setzen Sie Kommas, kennzeichnen Sie Ihre Adjektivgruppen als eingeschobene Zusätze und machen Ihre Leser umso nachdrücklicher auf sie aufmerksam. Ohne Kommas ordnen sich Adjektivgruppen dagegen besser in Ihre sonstigen Formulierungen ein:
- „Ihr Projekt hat(,) als außergewöhnlich interessanter Auftrag(,) Priorität für uns.“
Extratipp zum Schluss
Sie fragen sich gerade, ob Sie im Falle von Kann-Kommas die kleinen Beistriche einfügen sollen oder nicht? Am besten, Sie lesen sich Ihre Sätze laut vor: Wenn Sie Sprechpausen machen, betonen Sie Partizip- oder Adjektivgruppen wie „ehrlich gesagt“ und „als außergewöhnlich interessanter Auftrag“. Dann sollten Sie Kommas setzen. Lesen Sie Ihre Sätze dagegen ohne Pause herunter, können Sie auf Kommas verzichten.