Die Sache mit stilistischen Wiederholungen ist ein zweischneidiges Schwert. Ständig die gleichen Wörter zu verwenden, kann schnell nerven: Die Lesbarkeit Ihrer Firmentexte, Ihrer Blogbeiträge oder Ihrer Geschäftsberichte leidet. Allerdings sind Wiederholungen gleichfalls ein effektives Stilmittel: Sie können sie gezielt einsetzen und rhetorisch viel erreichen.
Ich zeige Ihnen, welche Vorteile bewusst wiederholte Passagen haben, wann vorteilhafte zu unleserlichen Formulierungen werden – und wie Ihnen im Falle unschöner Wiederholungen abwechslungsreichere Formulierungen gelingen.
Stilistische Wiederholungen: Vorteile
Wiederholungen als Stilmittel bringen eine Menge. Sie können einzelne Wörter und ganze Wortgruppen wiederholen, mit Anaphern oder Tautologien spielen und die Wirkung Ihrer Aussagen verstärken. Wenn Sie stilistische Wiederholungen einsetzen,
- verleihen Sie Ihren Texten Rhythmus und Struktur: „Rhetorische Mittel sind eigentlich Gestaltungselemente der gesprochenen Sprache. Dennoch werden rhetorische Mittel auch der Schriftsprache zugeordnet“,
- erhöhen Sie in Websitetexten die Zahl Ihrer Ihre Keywords: „Ausreichende Keywords in Blogbeiträgen können zur Herausforderung werden. Ausreichende Keywords in Blogbeiträgen wirken durchaus unelegant. Doch ausreichende Keywords in Blogbeiträgen lassen sich mit gezielten Wiederholungen stilistisch einbinden“,
- betonen Sie einzelne Aussagen und formulieren einprägsamer: „Wir müssen jetzt investieren, jetzt neue Kundengruppen gewinnen und jetzt die Zukunft unseres Unternehmens sichern“,
- schreiben Sie klarer und verständlicher – denn Synonyme provozieren mitunter Missverständnisse: „Photovoltaik wandelt Sonnenlicht in elektrischen Strom um. Diese Umwandlung wird gesetzlich gefördert“.
Wiederholungen als Stilmittel
Wie häufig stilistische Wiederholungen verwendet werden, hängt vom Genre ab. In Lyrik und Dramatik tauchen immer wieder Wiederholungen auf, online steigern wiederholte Textpassagen Ihre Keyword-Dichte. Und in Ihren Geschäftsberichten vermeiden Sie vielleicht missverständliche Formulierungen.
Wenn Sie Wiederholungen als Stilmittel einsetzen wollen, haben Sie diese Möglichkeiten:
- Alliterationen sind streng genommen keine Wiederholungen: Zwei oder mehrere Wörter besitzen den gleichen Anfangslaut. In der Werbung haben Alliterationen Konjunktur: beispielsweise mit dem Schokoriegel-Slogan „Mars macht mobil“. Grundsätzlich funktionieren Alliterationen auch in Unternehmenstexten: beispielsweise mit „Konzepte, Kampagnen, Kreationen“ oder „Praxis und Prävention“.
- Anaphern bezeichnen Wiederholungen eines Wortes oder mehrerer Wörter zu Beginn von Sätzen oder Satzteilen: „Gute Preise. Gute Besserung.“ (ratiopharm), „Carglass repariert, Carglass tauscht aus“ (Carglass).
- Eine Epipher ist eine Wiederholung am Ende von Sätzen oder Satzteilen: „Er kann. Sie kann. Nissan“ (ehemaliger Nissan-Slogan), „Ende gut, alles gut“.
- Unter Figura etymologica versteht man Verbindungen von Substantiven und Verben mit gleichem Wortstamm: „ein ausgeglichenes Leben leben“.
- Parallelismen sind gleichartig aufgebaute Satzstrukturen: „Sind sie zu stark, bist du zu schwach“ (Fishermans Friends), „Wie du mir, so ich dir“.
- Ein Polyptoton ist die Wiederholung eines Wortes in verschiedenen Fällen: „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“ (Thomas Hobbes).
- Tautologien sind Wiederholungen mit gleichen oder alternierenden Wörtern. Dabei verläuft die Grenze zu Alliterationen fließend – wenn Formulierungen mit gleichen Buchstaben beginnen, aber Bindewörter enthalten: „Geschäft ist Geschäft“, „Zug um Zug“, „nie und nimmer“, „voll und ganz“, „schlicht und einfach“ oder „still und leise“.
Unvorteilhafte Wiederholungen
Auch wenn Sie stilistische Wiederholungen nutzen: Ihre Formulierungen können ermüden und Ihren Lesern auf die Nerven gehen. Daher empfehle ich, Wiederholungen dosiert einzusetzen: Alliterationen oder Anaphern beispielsweise können Sie zwei-, drei oder auch viermal verwenden – aber nicht stets und ständig. Setzen Sie eine Wiederholung als Stilmittel gehäuft und/oder alle paar Sätze ein, tun Sie Ihren Texten keinen Gefallen. Und zwar auch dann, wenn Sie Websitetexte schreiben und Ihre Keyword-Dichte steigern wollen.
Unvorteilhaft sind Wiederholungen immer dann, wenn beim Lesen auffällt, dass es keine guten Gründe für identische oder ähnliche Wörter gibt. Zu solchen unschönen Wiederholungen gehören
- Substantive samt Verben mit gleichem Wortstamm. Figurae etymologicae wirken unvorteilhaft, wenn Doppelungen willkürlich erscheinen und auch Synonyme möglich wären: „Unsere Unterstützung für Ihre Buchhaltung: Wir unterstützen Sie bei der Lohn- und Finanzbuchhaltung …“ (statt „Unser Service für Sie: Wir unterstützen Sie bei …“),
- dieselben Wörter innerhalb eines Satzes, aber in unterschiedlichen Bedeutungen: „Wir benötigen einige Zeit, um Zeit zu gewinnen“ (statt „Wir benötigen einige Tage, um Zeit zu gewinnen“),
- unterschiedliche, aber ähnliche Wörter mit gleichem Wortstamm oder ähnlichen Anfängen und Endungen: „Die Bearbeitung und Aufarbeitung auftretender Probleme …“ (statt „Die Bewältigung auftretender Probleme …“),
- ständige Passivsätze: „Es wurde versucht, stigmatisierende Ausdrucksformen zu vermeiden. Gleichfalls werden fachspezifische Begriffe verwendet. So wird im Folgenden …“,
- sogenannte Pleonasmen: Wörter oder Wortbestandteile mit sinngleichen Bedeutungen, die als solche überflüssig sind – „ISBN
-Nummer“, „PDF-Format“, „ersteVorboten“, „zeitlichbefristet“ oder „GlasvVitrine“,
Pleonasmen können Sie natürlich ebenso wie andere Wiederholungen als Stilmittel nutzen – und Ihre Aussagen gezielt verstärken: mit „eine falsche Unterstellung“ zum Beispiel. Hier verläuft die Grenze zu Tautologien wie „gut und gerne“ oder zu Doppelungen wie „schlussendlich“ fließend. Darüber hinaus haben sich mehrere Pleonasmen in unserem Sprachgebrauch und im Duden eingebürgert:
- „Cuttermesser“ („cutter“ = Messer),
- „Fußpedal“ („pedalis“ = zum Fuß gehörend),
- „Guerillakrieg“ („guerilla“ = kleiner Krieg),
- „Pulsschlag“ („pulsus“ = Schlag) oder
- „Salsa-Soße“ („salsa“ = Soße).
Achten Sie einfach darauf, sinnfreie Wiederholungen zu streichen (Stichwort „schwarzer Rappe“) – und Ihre Texte auf das Wesentliche zu beschränken.
Abwechslung statt Wiederholung: Formulierungstipps für facettenreichere Texte
Dosiert eingesetzt, stören stilistische Wiederholungen den Lesefluss keineswegs. Und je nach Textart sind eindeutige, präzise Formulierungen vorteilhafter als Umschreibungen. Dennoch können Sie unschönen Wiederholungen vorbeugen. Nicht nur im Falle unnötiger Pleonasmen, sondern auch mit folgenden Tipps:
- überflüssige Wiederholungen streichen: „Unternehmenskommunikation ist heute unverzichtbar. Diesbezüglich stehen folgende Fragen im Mittelpunkt: Welche Botschaften sollen im Zentrum
Ihrer Unternehmenskommunikationstehen? Welches Image wollen Siedurch Ihre Unternehmenskommunikationtransportieren? Welche Kommunikationskanäle wollen Sie nutzen?“ - Synonyme einsetzen: Als Wörter mit ähnlichen Bedeutungen bieten Synonyme Abwechslung – und legen einen reicheren Wortschatz nahe. Doch nutzen Sie zu viele (und ungebräuchliche) Synonyme, geht die Eindeutigkeit Ihrer Formulierungen verloren. Gleichfalls können Missverständnisse entstehen.
- Ergänzungsbindestriche verwenden: beispielsweise „Bakelit-Herstellung und -Vertrieb“, „Balkon-, Garten- und Haustierbedarf“, „Warenein- und -ausgang“.
- Pronomen oder Artikel nutzen: „Buchen Sie einige Extras für Ihren Urlaub. Dies ist
Extras für Ihren Urlaub sindkein Problem“, „Wie viel ein Auftrag kostet, finden Sie mit unserem Preisrechner heraus. DasUnser Preisrechnerfunktioniert ganz einfach“. - Passivsätze zu Formulierungen mit Personalpronomen umformen – oder das Subjekt in den Mittelpunkt rücken: „Wir versuchen
Es wurde versucht, stigmatisierende Ausdrucksformen zu vermeiden. Gleichfalls verwenden wirwerdenfachspezifische Begriffeverwendet. So wird im Folgenden …“, „Je nach medizinischer Indikation führenwerden vonunserenFachkräftenindividuelle Beratungen durchgeführt“.
Zu guter Letzt …
Wiederholungen sind keineswegs Störfaktoren: Die Wiederholung als Stilmittel bringt Ihnen und Ihren Werbetexten eine ganze Menge. Allerdings sind Wiederholungen ohne gute Gründe unvorteilhaft: Abwechslungsreichere Formulierungen mit Synonymen oder aktiven Sätzen erfreuen Ihre Leserinnen und Leser. Finden Sie daher die richtige Balance zwischen Wiederholungen als Stilmittel und Abwechslung.
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