„Ist Rechtschreibung tatsächlich so wichtig, wenn das Schreibprogramm alles korrigiert?“: Diese rhetorische Frage stellt der derzeit in Baden-Württemberg amtierende Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Interview mit der ZEIT*.
Letztlich gibt es jede Menge Tools zur Rechtschreibprüfung: weit mehr als den Editor (die Rechtschreib- und Grammatikprüfung) in Microsoft Word. Doch bieten solche Tools tatsächlich Hilfe und Unterstützung? Ist Rechtschreibung wirklich unwichtig geworden? Oder brauchen wir sie nach wie vor: weil es trotz zahlreicher Rechtschreibprogramme geboten ist, dass Sie Ihre Texte eigenverantwortlich auf Herz und Nieren prüfen?
Ich habe fünf automatische Tools zur Rechtschreibprüfung getestet: Ich werte aus, ob sie vorteilhaft sind, ob sie für korrekte Texte sorgen – oder ob Sie doch besser selbst korrigieren.
* „Wie waren Sie als Lehrer, Winfried Kretschmann? ‚Ich habe meine Schüler an Kröten lecken lassen‘“. Winfried Kretschmann im Interview mit Jeanette Otto und Martin Spiewak. In: DIE ZEIT, Nr. 16, 11.4.2024, S. 36.
Fünf automatische Tools zur Rechtschreibprüfung
1. Duden-Mentor
Der Duden-Mentor kennzeichnet Rechtschreibfehler und macht im Premium-Tarif ebenfalls Formulierungsvorschläge. Und er kann mehr als der Editor in Word: Dort sehen Sie nur, dass Fehler vorhanden sind. Der Duden-Mentor zeigt Ihnen, was genau Sie verbessern sollten: „Bitte Komma löschen“, „Ggf. Subjekt und Prädikat aufeinander abstimmen“ oder „Stilistisch schwerfälliges Wort durch Synonym ersetzen“.
Allerdings ist der Duden-Mentor etwas unhandlich: Sie müssen Ihre Texte in mentor.duden.de kopieren und mögliche Korrekturen oder sprachliche Änderungen zurück in Ihre eigentliche Textdatei übertragen.
Das kann der Duden-Mentor nicht
Der Duden-Mentor erkennt keineswegs alle Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler: darunter
- die richtige Schreibung von „dass“ und „das“,
- die Groß- oder Kleinschreibung von „Sie“ und „sie“ oder „Ihre“ und „ihre“,
- doppelte Satzpunkte,
- orthotypografische Fehler wie falsch formatierte Anführungszeichen (“aufgrund”, „infrage„) und falsche Apostrophe („D‘dorf“),
- fehlende Bindestriche und sogenannte „Deppenleerzeichen“.
Kosten
Basis-Tarif
- kostenfrei,
- 1.500 Zeichen pro Prüfung,
- Korrektur von Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung,
- persönliches Wörterbuch: auf 10 Einträge beschränkt.
Premium-Tarif
- Monatsabo: 9,95 Euro,
- Abonnement 3 Monate: 7,95 Euro pro Monat,
- Abonnement 12 Monate: 6,95 Euro pro Monat,
- kostenlose Testphase über 7 Tage,
- 20.000 Zeichen pro Prüfung,
- Korrektur von Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung,
- unbegrenztes persönliches Wörterbuch,
- Tipps zu Sprache und Stil,
- Synonymvorschläge,
- Add-on für Microsoft.
Premium-Tarif für Vielschreibende
- Monatsabo: 14,95 Euro,
- Abonnement 3 Monate: 11,95 Euro pro Monat,
- Abonnement 12 Monate: 10,45 Euro pro Monat,
- kostenlose Testphase über 7 Tage,
- 40.000 Zeichen pro Prüfung,
- alle weiteren Funktionen des Premium-Tarifs.
2. Duden-Korrektor
Ähnlich wie der Duden-Mentor reicht der Duden-Korrektor über die Prüfungsfunktionen von Microsoft Word hinaus: Auch er zeigt en détail, was Sie verbessern oder korrigieren sollten. Und als großen praktischen Vorteil installieren Sie mein zweites Tool zur Rechtschreibprüfung auf Ihrem PC: Sie können Ihre Texte an Ort und Stelle (und ohne Internetverbindung) prüfen.
Der Korrektor markiert Rechtschreibfehler rot, Grammatikfehler grün, Zeichensetzungsfehler blau und stilistische Fragen orange. Außerdem profitieren Sie von einer Textanalyse: von einer Einschätzung der Lesbarkeit (leicht, mittel, schwierig, schwer) oder von Verbesserungsvorschlägen für Fremdwörter, Fachbegriffe oder Füllwörter.
Das kann der Duden-Korrektor nicht
Der Duden-Korrektor wird zwar für seine präzise Rechtschreibprüfung gelobt – doch auch er erkennt nicht alle Fehler: zum Beispiel
- falsch formatierte Anführungszeichen und Apostrophe,
- Kommafehler oder
- überzählige Punkte.
Immerhin markiert der Duden-Korrektor fälschlicherweise kleingeschriebene Pronomen wie „sie“ als Grammatikfehler mit dem Hinweis
- „Bitte überprüfen Sie, ob die Verbformen korrekt gebildet sind oder ob ein Komma fehlt. Ziehen Sie auch andere mögliche Fehlerursachen in Betracht.“
- Sie könnten also merken, dass eigentlich die großgeschriebene Höflichkeitsformel „Sie“ korrekt ist.
Wie der Duden-Korrektor bei der Textanalyse bewertet, bleibt unklar:
- warum der Satz „Die meisten Programme lassen diese Fehler unberücksichtigt“ als schwer lesbar eingeschätzt wird,
- der Satz „Außerdem geben viele Tools Tipps zu Sprache und Stil“ dagegen als leicht verständlich gilt.
Kosten
Vollversion
- zeitlich unbegrenzt,
- 79 Euro,
- voller Funktionsumfang,
- kostenfreie Testphase über 30 Tage,
- in den Tarifen „Premium“ und „Premium für Vielschreibende“ des Duden-Mentors enthalten.
Kurzversion
- Lizenz für 6 Monate,
- 29 Euro,
- voller Funktionsumfang,
- kostenfreie Testphase über 30 Tage.
3. LanguageTool: Ihr Schreibassistent
Das LanguageTool arbeitet mit KI – und schlägt neben der Überprüfung von Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung ebenfalls Synonyme vor. Außerdem bietet es KI-basierte Neuformulierungen einzelner Phrasen oder des gesamten Textes. Nicht zuletzt können Sie unterschiedliche Sprachen prüfen lassen: im Englischen beispielsweise Amerikanisches, Kanadisches oder Britisches Englisch.
Das kann das LanguageTool nicht
Bei der Rechtschreibprüfung arbeitet dieses Tool mit Hinweisen wie „Rechtschreibfehler“, „Grammatikfehler“, „Möglicher Grammatikfehler“, „Falsch platziertes oder unnötiges Satzzeichen“ oder „Zeichensetzungsfehler“. Die richtigen Schreibweisen werden vorgeschlagen, gegebenenfalls können Sie unter mehreren Verbesserungsvorschlägen auswählen.
Anders als der Duden-Mentor erkennt das LanguageTool
- fehlende Bindestriche und
- viele, allerdings nicht alle falsch formatierten Anführungszeichen.
Überflüssige Satzpunkte kann jedoch auch das LanguageTool nicht erkennen. Dafür kennzeichnet es die großzuschreibende Höflichkeitsanrede „Ihre“:
- allerdings nur im Kontext des seinerseits großgeschriebenen Anredepronomens „Sie“,
- weitere angebrachte oder falsche Groß- und Kleinschreibungen von Pronomen bleiben unberücksichtigt.
Und KI-basierte Umformulierungen wirken nicht immer vorteilhaft: gerade, wenn Sie einen gewissen Schreibstil bevorzugen oder sehr kritisch sind. Helfen können die gemachten Vorschläge dennoch.
Kosten
Basis-Tarif
- kostenlos,
- 10.000 Zeichen pro Text,
- KI-basierte Umformulierungen: 3 Beispiele pro Tag.
Premium-Tarif
- Monatsabo: 19,90 Euro,
- Abonnement 3 Monate: 13,30 Euro pro Monat,
- Abonnement 12 Monate: 4,99 Euro pro Monat,
- Abonnement 24 Monate: 4,16 Euro pro Monat,
- 150.000 Zeichen pro Text,
- Prüfung komplexerer Zeichensetzungsfehler,
- Kennzeichnung falscher Wortfolgen im Satz,
- Verbesserungsvorschläge bei Wiederholungen, Füllwörtern und unpassenden Wörtern,
- Add-on für Microsoft.
4. korrekturen.de: Portal für Rechtschreibung
Das Portal korrekturen.de bietet eine kostenlose Rechtschreib- und Grammatikprüfung. Fehler werden markiert: Beim Anklicken dieser Markierungen folgen Hinweise wie „Mögliche Tippfehler gefunden“ oder „Möchten Sie die modernere Schreibweise ‚Orthografie‘ verwenden?“.
Das kann korrekturen.de nicht
Dieses Tool zur Rechtschreibprüfung basiert auf den Kriterien des LanguageTools (siehe oben). Das heißt auch, dass alle dortigen Fehler übernommen werden.
Kosten
- kostenfrei
5. rechtschreibpruefung24.de
Dieses Tool zur Rechtschreibprüfung markiert Rechtschreib- und Grammatikfehler in unterschiedlichen Farben – und arbeitet mit Hinweisen wie „Meinten Sie den Gedankenstrich?“ oder „Wenn es sich um ein zusammengesetztes Nomen handelt, wird es zusammengeschrieben“.
Neben der Korrektur bietet rechtschreibpruefung24.de eine Textbewertung: so eine Lesbarkeitsanalyse mit einer Bewertung zwischen 0 und 100 (je höher, desto lesbarer) und einer kurzen Einschätzung in Textform. Möglich sind außerdem Korrekturen in mehreren Sprachen, Synonymvorschläge und Neuformulierungen mittels KI.
Das kann rechtschreibpruefung24.de nicht
Dieses Tool erkennt bei der Rechtschreibprüfung vieles: Bindestriche statt eigentlich notwendiger Gedankenstriche, doppelte Satzpunkte und „Deppenleerzeichen“. Dennoch bleibt einiges unberücksichtigt:
- einige typografisch falsch formatierte Anführungszeichen,
- falsch formatierte Apostrophe,
- korrekte Schreibungen von „dass“ und „das“,
- die Groß- oder Kleinschreibung von Pronomen wie „Sie“ und „sie“ oder
- fehlende und überflüssige Kommas.
Auch bei der Textanalyse wird nicht alles adäquat ausgewertet: rechtschreibpruefung24.de bietet eine Analyse
- häufig verwendeter Wörter: der Hinweis auf lästige Wortwiederholungen bleibt bei naturgemäß oft vorkommenden Wörtern wie „und“ oder den Artikeln „der“, „die“ und „das“ allzu pauschal,
- vorhandener Füllwörter: ohne klaren Rat, welche Füllwörter überflüssig und welche notwendig sind.
Kosten
Gast-Tarif
- kostenlos,
- 20.000 Zeichen pro Text,
- Korrektur von Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung,
- Textanalyse,
- Synonymvorschläge.
Tarif mit Registrierung
- kostenlos,
- alle Funktionen des Gast-Tarifs,
- KI-basierte Umformulierungen,
- KI-basierte Ein-Klick-Korrektur,
- Ausdruck der Texte möglich,
- Umwandlung in PDFs möglich,
- Speichern aus der Cloud, Laden in die Cloud,
- Laden der Texte aus PDF-, Doc- und DOCX-Dokumenten.
Premium-Tarif
- basierend auf dem Tarif-Modell des LanguageTools (siehe oben),
- 40.000 Zeichen pro Text,
- persönliches Wörterbuch,
- Add-on für Microsoft, Chrome und Firefox.
Automatische Tools zur Rechtschreibprüfung können nicht alles – aber sie haben auch Vorteile
In allen fünf getesteten Korrekturprogrammen bleiben einige Rechtschreibfehler auf der Strecke: je nach Tool
- korrekte Groß- oder Kleinschreibungen,
- gegebenenfalls weitere Rechtschreibfehler,
- Interpunktionsfehler und
- orthotypografische Fehler.
Trotzdem bieten Tools zur Rechtschreibprüfung Vorteile. Es ist nun mal so, dass wir Wörter und ihre Bedeutungen erkennen – unabhängig davon, ob einzelne Wörter Rechtschreibfehler enthalten: Zumindest bekannte, gebräuchliche Wörter und Aussagen in längeren Texten erfassen wir, ohne sie Buchstabe für Buchstabe zu lesen. Daher sehen wir Tippfehler, fehlende Leerzeichen oder fehlende Bindestriche nicht: Wir lesen das, was wir im Text erwarten.
Genau hier helfen Ihnen automatische Tools zur Rechtschreibprüfung: weil Sie
- Buchstabendreher,
- doppelte Leerzeichen oder
- Grammatikfehler (beispielsweise Inkongruenzen zwischen Subjekten und zugehörigen Verben)
nicht mehr selbst suchen und finden müssen.
Fazit: Was bringen Tools zur Rechtschreibprüfung?
Automatische Korrekturprogramme können lediglich unterstützen. Kein Tool zur Rechtschreibprüfung kann eigenverantwortliches, gründliches Korrekturlesen ersetzen: Rechtschreibkenntnisse sind keineswegs passé – weil Tools zur Rechtschreibprüfung eben nicht alles korrigieren.
Dennoch ist es vorteilhaft, wenn Sie Ihre Texte gleich zu Beginn durch die Autokorrektur von Word, durch den Duden-Mentor oder das LanguageTool prüfen lassen: Berichtigen Sie dort angezeigte Fehler – und nehmen Sie sich im zweiten Schritt ausreichend Zeit, um Ihre Dateien selbst noch einmal sorgfältig zu prüfen. Oder beauftragen Sie alternativ eine Korrektorin oder einen Lektor.